Missbrauchsfall im Saarland weitet sich aus
Im Missbrauchsfall im saarländischen Saarlouis sollen weitere Kinder betroffen sein. Die Polizei überprüft Verbindungen zu einem Pädophilenring.
Von Michi Jo Standl
+++ Update 10. Dezember 2020: Der Angeklagte wurde zu über sieben Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Lesen Sie mehr dazu hier. +++
Saarbrücken. Vor dem Landgericht Saarbrücken ist seit April der dreißigjährige H.S. aus Saarlouis angeklagt. Der Vorwurf: Er soll vergangenes Jahr in einem Waldstück zwischen Saarlouis-Roden und dem Stadtteil Fraulautern zwei Kinder sexuell missbraucht haben. Die Kinder, ein Mädchen und ein Junge (damals 10 und 11), haben zum vermeintlichen Tatzeitpunkt beide in einer Wohngruppe der Caritas-Einrichtung „Haus Christophorus“ in Saarlouis gelebt. S, soll sie am Hauptbahnhof der Kreisstadt angesprochen haben.
Er soll mindestens drei weitere Kinder missbraucht haben
Nachdem Ermittler erst im Laufe des Prozesses auf dem Smartphone des Angeklagten und einer Festplatte kinderpornographisches Material gefunden haben, weitet sich der Fall aus: Wie die Staatsanwaltschaft Saarbrücken auf Anfrage mitteilte, steht S. im dringenden Tatverdacht des schweren sexuellen Missbrauchs an drei weiteren Kindern im Alter von 10 bis 12 Jahren. Aufgrund der neuen Erkenntnisse wurde ein neues Verfahren eröffnet. Der laufende Prozess ist bis November ausgesetzt.
Polizei überprüft Verbindungen zu Pädophilenring
Wie die Staatsanwaltschaft weiter mitteilte, konnten auf Vidoes bereits zwei Kinder identifiziert werden. „Die Ermittlungen hierzu und zu Tatorten dauern an“, so Staatsanwalt Mario Krah. Die Ermittler haben auch Hinweise, dass S. auch im sogenannten Darknet, dem anonymen Teil des Internets, aktiv war. Das könnte auf Verbindungen zu einem Kinderpornoring hinweisen. „Es wird in diese Richtung ermittelt“, erklärt Krah.
Psychiatrisches Gutachten wird angefertigt
Auf Wunsch des Angeklagten selbst wird ein psychiatrisches Gutachten von ihm erstellt. Dieses wird von Dr. Wolfgang Retz, Direktor des Instituts für Gerichtliche Psychologie und Psychiatrie der Uniklinik Homburg, gefertigt, liegt aber laut einer Gerichtssprecherin noch nicht vor.
Ermittlungen gegen Caritas-Einrichtung dauern an
Nach einer Anzeige gegen das „Haus Christophorus“ wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der Strafvereitelung eingeleitet. Der Vorwurf: Erzieherinnen sollen zwar drei Tage nach dem Missbrauch von den Vorkommnissen erfahren haben, aber die Kinder weder zum Arzt gebracht noch Anzeige erstattet haben. „Die Ermittlungen dazu dauern noch an“, so Staatsanwalt Krah.
Missbrauchsfälle in Deutschland 2019 pro 100.000 Einwohner
13.670 Missbrauchfälle wurden 2019 in Deutschland polizeilich erfasst. Laut Experten liegt die Dunkelziffer höher. Scrollen Sie über ein Bundesland um die Zahlen zu sehen.
Quelle: Bundeskriminalamt, PKS 2019
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6 Kommentare
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asisi1
Einfach mal die Politikerkaste, Justiz-und Polizei durchforsten. Da wird einiges unter den Teppich gekehrt! Siehe den Mist in Belgien, wo 60 Zeugen verselbstmordet wurden. Hier ist es noch schlimmer!
Franz Maier
Nachzuforschen welche Politiker aus dem Saarland NICHT mitgemacht haben, wäre deutlich einfacher für die Strafverfolgungsbehörden. Dass die oberen Chargen der Strafverfolgungsbehörden auch alle ein Parteibuch haben, das stört zwar enorm und verhindert Aufklärung, aber je mehr Fälle ans Tageslicht gelangen, desto weniger kann selbst die Politik diese Skandale unter dem Teppich halten.
Frank Schwarz
Jugendhilfeausschuss ist der Schlüssel da sitzen alle Staatsgewalten ( Polizei, familiengericht und Landräte etc. ) und suchen sich die Kinder für die kirchlichen Einrichtungen aus !!!
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